Polizeioberkommissar Pascal M. macht mir Sprengstoffspürhund Loki eine Übung im RheinEnergieStadion. Sie befinden sich auf dem Fußballfeld. Loki erschnüffelt etwas auf dem Boden.
Loki und Hera auf EM-Spur
Die speziell ausgebildeten Sprengstoffspürhunde der Polizei sind bei der Fußball-Europameisterschaft in allen NRW-Stadien gefordert.
Streife-Redaktion

In der nordischen Mythologie (und in den Marvel-Comics) ist Loki die Gottheit des Schabernacks und der List, eine Figur, die vor allem für ihre trickreiche Seite bekannt ist. Wenn Pascal M. „seinen“ Loki bei der Arbeit beobachtet, dann kann der Kölner Diensthundführer durchaus Parallelen zwischen dem Malinois, einer Rasse, die zu den Belgischen Schäferhunden gehört, und dem übernatürlichen Wesen erkennen. Zu Hause ist Loki völlig entspannt, gerade auch im Umgang mit unseren Kindern“, erzählt der Polizeioberkommissar. „Aber im Dienst ist er ein eher aufgeregter Hund, dessen Freude, aber auch Nervosität zuweilen keine Grenze kennen.“

Wer dem Duo aus Mensch und Tier Mitte April bei einer Übung für (zukünftige) Sprengstoffspürhunde in Köln zuschaut, kann das nur bestätigen. Das rheinische Motto „Jeder Jeck ist anders“ gilt ganz offensichtlich auch für Vierbeiner. Während „Kollegin“ Hera (diesmal griechische Mythologie) sich ganz entspannt durch das RheinEnergieSTADION schnuppert, macht Loki seine Unruhe durch häufiges hohes Fiepen für alle Anwesenden spürbar.

Bis zur Fußball-Europameisterschaft wird der knapp dreijährige Rüde seine Lehre (aller Voraussicht nach) erfolgreich abgeschlossen haben. Loki und Hera werden dann zusammen mit den anderen Sprengstoffspürhunden der Polizei NRW im Einsatz sein. Da kommt diese Übung vor Ort im Stadion, die generell Teil der Ausformung der Tiere ist, genau zur richtigen Zeit. Die Ausbildung für diese Variante der Spürhunde (es gibt auch Tiere, die auf Datenspeicher, Drogen und/oder Banknoten trainiert werden) ist nicht nur die längste, sie gilt auch als die anspruchsvollste.

„Unsere Sprengstoffspürhunde müssen in ganz verschiedenen Situationen ihre Aufgabe stemmen“, unterstreicht eine anwesende Lehrkraft an der Ausbildungsstätte für Diensthundewesen. Diese ist beim Landesamt für Ausbildung, Fortbildung und Personalangelegenheiten (LAFP) der Polizei NRW im ostwestfälischen Schloß Holte-Stukenbrock beheimatet. „Egal, ob es heiß ist, ob es laut ist, ob wir uns in großer Höhe oder in einem engen Raum befinden – von der Arbeit der Tiere hängen Menschenleben ab. Und entsprechend müssen sie lernen, sich und ihre Supernasen immer wieder aufs Neue zu beweisen und dabei von nichts ablenken bzw. erschüttern zu lassen.“

In der Spielstätte des Fußball-Bundesligisten 1. FC Köln wartet auf Loki und Pascal M., die zum Polizeipräsidium der Domstadt gehören, der nächste Test. Kaum hat der Vierbeiner seine Box verlassen und die dünne Spürleine umgelegt bekommen, weiß das Tier genau, was es zu tun hat. Es braucht nur den ein oder anderen Hinweis – oder in diesem Fall Fingerzeig. Zwar ist Loki auf den Geruch von Sprengstoff konditioniert. Er kann jedoch nicht entscheiden, wo er überall suchen soll. „Deshalb gebe ich ihm Zeichen, welches Kabel, welchen Gullydeckel, welche Tür er beschnuppern soll“, erläutert M. Klassisches Teamwork eben. Auch diesmal findet Loki das vorher ausgelegte Präparat ohne Probleme und zeigt dies dem Hundeführer an.

Seit 1988 gibt es eine landeseigene Zucht von Diensthunden der Rasse Malinois, die ebenfalls beim LAFP NRW Schloß Holte-Stukenbrock angesiedelt ist. Andere Arten wie Deutscher Schäferhund, Rottweiler, Riesenschnauzer oder Mischlinge werden zuweilen durch Ankauf erworben. Nach der Ausbildung zum Schutzhund schließt sich – wenn Eignung und Motivation (beim Hund) und Bedarf (bei den Behörden) passen – die zum Spürhund an. Die Tiere, die in der Regel bei ihrer Diensthundführerin bzw. ihrem Diensthundführer leben, müssen alle 24 Monate im Rahmen einer Zertifizierung die jeweilige Einsatzfähigkeit erneut unter Beweis stellen.

Zurück im Stadion. Nach einer kurzen Verschnaufpause ist Hera wieder an der Reihe. Die Hündin ist im Alltag für das Polizeipräsidium Dortmund unterwegs. „Hera lernt sehr schnell und ist super entspannt, selbst beim Flug im Hubschrauber kommt nur ganz kurz mal ein bisschen Stress auf“, sagt Diensthundführerin Nora L.

In dringenden Fällen: Polizeinotruf 110